Wolfhart hat mich überrascht. Hatte er mich doch nach dem Tanz der Mada gefragt und ich versprach ihm eine Überarbeitung für Krieger bereitzulegen. Es hatte sein Interesse geweckt als ich den Zyklus benutzte um zu meditieren mit dem Ziel einen klaren Geist zu erlangen. Zunächst befragte er mich intensiv nach den Riten in Madas Erkennen und Madas Zauber, jedoch nach Erläuterung der anderen Schritte schnitt sein Interesse bei diesen nicht ab und ich fuhr fort.

Kurz darauf, es begab sich nach dem Vorfall auf Keshal Tharek, drückte er mir ein Pergament in die Hand und bat mich es zu lesen. Vermutend dass es sich um ein Schriftstück aus dem Reich handele las ich die ersten Zeilen und wunderte mich über den “Madakrieger”.

Mir war nicht bewusst das Wolfhart überhaupt des Lesens, geschweige denn des Schreibens mächtig war, lies er doch immer mich oder Yann Schriftstücke verfassen. Man merkt ihm auch hier den Soldaten, Krieger und Nordmann an. Seine Handschrift ist kühl, klar und von Struktur. Schnörkel und Schönheit, nur um der Schönheit willen sind hier fremd.

Hatte ich schon kurz mit ihm gesprochen was ungefähr der Inhalt dessen sein könnte, was ich hier nun den Tanz des Eisens nenne, so war ich dennoch nicht gefasst auf das was ich gelesen habe. Lass einen Mann aus Khunchom zwei Männern aus dem Norden den Tiermarkt der niemals Schlafenden beschreiben, so wird der eine in Thalusa fündig, der andere in Rashdul. Und auch hier werde ich wohl etwas deutlich anderes niederlegen, auch wenn es eine gemeinsame Basis hat.

Der Tanz der Mada nimmt als grobe Strukturierung seine Geschichte herum grundlegende thaumaturgische Fähigkeiten zu praktizieren, in der Lehranstalt des Eys des Drachen sogar, um diese zu erlernen. So gesehen kann man es als die Grundprinzipien der Anwendung, die Lehre von Ursache und Wirkung als auch von Wechselwirkung und den Vorgang der thaumaturgischen Handlung sehen. In Rashman Alis Ausprägung kommen noch selbstreflektorische und kathartische Elemente hinzu welche auf die Entwicklung und Formung des Geistes und der Persönlichkeit abzielen. Kurz und gut, mit Madas tatsächlicher Geschichte hat es nur grobe oder auch oberflächliche Ähnlichkeit. Die Bezeichnung als Tanz des Eisens ist demnach nicht nur eine Huldigung an die Handwerkskunst des Kriegers, nein, sie ist darüber hinaus auch noch wohlklingend und bleibt gerne im Gedächtnis.

Da ich die Variante Rashman Alis vom Mondzyklus als die reinere erachte werde ich auch anhand dieser den Tanz des Eisens durchgehen. Der geneigte Leser mag es mir verzeihen, aber ich will ihn nicht mit einem Waqif und zusätzlich einer Dschadra, kitzeln wenn ihr versteht was ich meine.

Im ersten Schritt leere Deinen Geist, lege die Fesseln welche Dir das hier und jetzt auferlegt haben ab und löse Dich vom Zeitgeschehen. Dein Zielzustand sein frei von Gedanken und störenden Einflüssen. Dieser Schritt ist absolut identisch zum Tanz der Mada, handelt es sich hierbei doch um Deinen Geist den Du beeinflusst und nicht das Handwerk der Klinge.

Im zweiten Schritt verfahre ebenso mit Deinem Leib. Spüre zunächst Haut und Muskel, Fleisch und Blut, das Trommeln Deines Herzens und bewege Dich wie Dein Leib es vorgibt. So Du noch nicht soweit bist kannst Du anhand des Flugs des Kolibris Deine Glieder Kreisen lassen und löse so die Verspannungen und Ungleichgewichte welche Dich ablenken und zu sehr an die Welt des Stofflichen binden. Auch hier hast Du keine Änderung zum Tanz der Mada, es ist dein Körper den Du beherrschen willst.

Auch der Schritt drei ist wieder identisch zum Tanz der Mada. Du klärst Deinen Geist und Du erfasst Deine Sinne. Lies beim Tanz der Mada was es im Genauen damit auf sich hat.

Der vierte Schritt nun macht den ersten Unterschied. Zunächst erforscht Du wieder Deine fünf Sinne beginnend beim Geruch  über den Tastsinn, Deine Ohren und Deinen Augen. Wo nun aber beim Tanz der Mada Dein drittes Auge zum Einsatz kommt um Dein Handwerk der Thaumaturgie wahrzunehmen ist dies beim Tanz des Eisens ein anderer Blick den es ausrichtet.

Sei Dir Deiner Faust bewusst, Deiner Ferse, Deines Knies und Deiner Schulter. Können Sie doch alle als Waffe dienen, von Dir oder gegen Dich geführt. Du erkennst die lange und scharfe Schneide deines Waqif, die Spitze deiner Dschadra oder deines Pfeils und den klobigen Kopf deines Streitkolbens. Genauso wie die Geschmeidigkeit deiner Kette, die Zähigkeit einer gefetteten Lederrüstung oder der starren Beständigkeit einer Platte.

Abschließend bei diesem Schritt nimmst Du die Struktur Deiner selbst und die Deines Gegners wahr. Das Gleichgewicht und die Nähe zu Sumus Leib, welche Dir Stabilität geben und Agilität verleihen, dass Du gleich einer gespannten Feder losgelassen werden kannst.

Im fünften Schritt nun erkennst Du den Bogen welchen Deine Faust beschreibt wenn Sie auf Ihr Ziel zufliegt, die sichelförmige Bewegung Deiner Ferse oder den Korridor welchen Deine Schulter schafft. Anschließend den Streich, vielleicht als blutrote, scharf gezogene Linie die dem kalten Silber folgt, den Kegel der Kraft eines Streitkolbens als auch die gerade Linie welche dem Punkt am vorderen Ende der Dschadra folgt. Auch siehst du das Netz der Kette, die zähe Beschaffenheit von Leder oder die stoische Kuppel einer Platte.

Abschließend zum fünften Schritt erkennst Du die Bewegungen Deines Körpers vom Ursprung des Schlages zum Ziel. Reflektiere wo die Kraft entsteht und auf welchem Weg sie zum Ziel geleitet wird. Welchen Raum muss sie überwinden und was passiert sie dabei. Hier musst Du Gesicht und Spiegel gleichsam sein, aus diesem Schritt gewinnst Du Erkenntnis über eine aussichtsreiche Attacke und eine wirkungsvolle Parade.

Im sechsten Schritt vollführst Du nun was Du im fünften gesehen hast. Deine Hand folgt Deinem Arm, Deine Füße bewegen Deinen Körper in kleinen, schnellen und kontrollierten Schritte ein paar Handbreit nach vorne und wieder zurück wenn die Spitze der Kraft passiert und Du Deine Verteidigung aufbaust. Bewege Dich wie eine  Weide im Wind und erforsche die Geschmeidigkeit einer Klinge auszuweichen und gleichsam in den  Angriff überzugehen, da Du an der Kraft Deines Feindes vorbeitänzelst und er nun offen vor Dir steht.

Im siebten und achten Schritt führst Du nun Deine Kraft direkt ins Ziel. Denn alles bisher war nur der Wille etwas zu tun und jetzt kommt die Wahrheit der vollzogenen Bewegung. War bisher Dein Widerstand lediglich Luft, so musst Du nun erfahren welche Kraft eine Platte auf Dich selbst zurückwirft wenn Du sie mit dem Streitkolben triffst und wie diese deine eigene Struktur zu schwächen droht solltest Du zu weit auf Deinem vorderen Bein stehen. Dies übe am besten mit einem Holzmann oder einem Partner dem Du soweit vertraust wie er auch Dir. Gleichsam wird auch dieser Dich lehren was es bedeutet nur durch einen Fingerbreit Eisen geschützt die Klinge in Deiner Seite zu spüren oder den Fußfeger der Dir Gleichgewicht raubt und Dich schutzlos gegenüber Sumus Griff lässt.

Im neunten Schritt werden Deine Bewegungen langsamer und ruhiger, die Wage verschiebt sich von Dynamik und Kraft zu Genauigkeit und Kontrolle. Dein Herzschlag beruhigt sich und das saure Brennen in den Muskeln weicht einer Taubheit und Erschöpfung.

Doch noch bist Du nicht erlöst, denn im zehnten Schritt musst Du Deinen Geist klären. Bis hier war es nur Handwerk einen Menschen vom Leben zum Tod befördern zu können, doch Du musst Dir sicher sein, dass es das ist was Du tun willst und auch aus welchem Grunde. Denn die Konsequenzen sind groß, manchmal sicher gewaltig. Sei Dir also im Klaren wes Grundes Du Deine Dschadra führst und auf wen Du sie richtest.

Im elften Schritt schaue auf Dein handeln, ergründe Ursache und Folge und Du kannst Erkenntnis erlangen.

Somit bist Du durch den Tanz des Eisens gegangen, wie der Tanz der Mada ein Kreis und nach Vollendung stehst Du wieder am Beginn.